...mehr als ein "Märchen"

Fräulein Bella's Tagebuch

 

Mein Name ist Fräulein Bella, früher wurde ich Bela gerufen, aber die Vergangenheit ist so eine Sache, findet IHR nicht auch!? Deshalb einfach Bella für meine Freunde - ab jetzt.

 

Die ersten Jahre habe ich in Bulgarien gelebt. Die lieben Menschen von Fellkinder in Not  https://www.fellkinder-in-not.de/  haben mich dann, mit einem Umweg über Kroatien, nach Leverkusen gebracht. Dort war ich bei Petra und den Hundekumpels. Wir hatten eine tolle Zeit und es war sooooo schön dort und genau hier beginnt nun auch meine Geschichte. 

 

 

 

 

 

Fräulein Bella auf dem Weg ins Glück

 

 

 

...die ersten Schritte

 

Am 29. Juni 2019 spielte ich ausgelassen auf dem Grundstück von Petra mit meinen Hundekumpels als zwei neue Menschen zu Besuch kamen. Ich meine, ich hätte die Beiden bereits vor einigen Tagen hier im Garten gesehen, aber für mich waren das sehr viele neue Eindrücke in kurzen Zeit, deshalb war ich mir nicht sicher.

 

Freundlich wie immer beschnüffelte ich die Beiden – langsam kam auch die Erinnerung zurück. Vor einigen Tagen waren wir gemeinsam spazieren gegangen und hatten im Garten getollt. Mir hatte das sehr gefallen.

 

Aber an diesem Tag lag auch „Abschied“ in der Luft, das fühlte ich. Warum denn schon wieder, hier war ich doch gerne, konnte Hund sein, hatte Freunde gefunden und dann noch mein neues Frauchen Petra. Wann werde ich ankommen???

 

Dann ging alles ganz schnell, Petra verabschiedete sich und ich sprang in den Kofferraum. Die Fahrt begann.

Ich hatte große Angst, was würde passieren?

Ein wenig habe ich geweint, aber verratet mich nicht.

Auch große Mädchen dürfen weinen.

 

Langsam beruhigte ich mich und schon hielt der Wagen an, ohne dass viel Zeit vergangen war. Schnell raus aus dem Kofferraum und rein auf das Grundstück und das Haus. Es hat soooooo gut gerochen und ich durfte überall hin und so vergaß ich meine Angst und Traurigkeit. Die Beide waren sehr cool und ein Mädchen kam direkt und streichelte mich.

 

Herzlich Willkommen Bella hörte ich sie sagen, das ist dein neues Zuhause - für immer. Worte sind geduldig dachte ich, abwarten.

 

Eine lange Leine wurde befestigt, „anschnallen“ hörte ich die Menschen sagen, „jetzt beginnt das Abenteuer“. Humor haben die Beiden anscheinend.

 

Leute, Leute…es gab so viel zu schnuppern, ich war ganz aus dem Häuschen. Dann lernte ich doch tatsächlich noch eine Fellnase kennen. Er hieß Booster und war ein Labrador-Junge. Ein echt süßer Typ, aber für den Moment war ich wohl mit flirten überfordert. Ein kurzes schnüffeln und ein kleines Spiel, fertig.

Andermal dachte ich!

 

Im neuen Zuhause angekommen gab es Abendessen gemeinsam mit meinen neuen Menschen. Sie heißen Nicole und Rüdiger und ich habe erfahren, dass ihre Tochter Lena heißt, sonst waren wir alleine.

 

Das Essen schmeckte mir sehr gut.

 

Wir saßen draußen, es war warm und ich durfte mich frei bewegen, aber jedes Mal wenn ich in der Nähe meiner neuen Familie kam, wurde ich gestreichelt und ruhige Worte wurden gesprochen, das mag ich, so kann es bleiben.

 

Aber auch der schönste Tag findet irgendwann ein Ende. „23 Uhr“ hörte ich Rüdiger sagen. Wir gingen rein und drinnen stand ein großer, gemütlicher Korb. Ich lief hin, legte mich rein und… Augen zu.

Gute Nacht!

 

Gegen 5:30 Uhr wurde ich wach und ging zur Treppe, bereits nach kurzem Rufen kam mein Mensch die Treppe herunter und wir machten einen kurzen Spaziergang. Danach wieder ins Körbchen. Ich merkte, dass ich noch viel Schlaf nachzuholen hatte. Warum nicht, hier kam ich zur Ruhe. So auch in den nächsten Tagen.

 

Wenn ihr euch meine Bilder unter „Bella’s Bilder“ anschaut, seht ihr, dass ich die ersten Tage eine lange Leine getragen habe. So konnte ich mich auf dem Grundstück frei und alleine bewegen. Gefühlt, tausende von Menschen bleiben täglich hier am Tor stehen und sprechen mich an. Teilweise mit Vierbeinern, aber auch teilweise alleine. „Du bist die Neue“, oder „ach, du bist die Bella“. Manchmal ein bisschen peinlich, oder?

 

Parallel übten meine Menschen mit mir das Kommando „hier“ bzw. „komm“, da scheiden sich „Hundeprofi-Geister“ sagt Rüdiger mit einem verschmitzten Lächeln, was nun richtig und sinnvoll ist. Egal, ich höre und komme zurück.

Fazit, die Leine kam auf dem Grundstück ab, wow, die haben aber Vertrauen zu mir!

 

Kennt ihr dieses Ding, es heißt Facebook. Sehr seltsam, die Menschen reden nicht mehr direkt miteinander, sondern über dieses Internet-Ding. Na ja, wer’s braucht.

Allerdings darüber lernte ich Malou kennen, ein sehr nettes Mädchen. So funktionierte das. Meine Nicole schrieb, dass ich einen Spielgefährten suchte und schon stand die Verabredung. Zuerst gingen wir gemeinsam spazieren, ganz langsam und brav, aber dann, fast schon zum Schluss, ging die Post ab.

 

Wir haben so toll gespielt, schaut euch gerne mal die Bilder dazu an. Malou ist so toll, ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen. Dann werden wir mal wieder richtig übermütig sein.

 

Damit das Fahren im Auto für mich sicherer und stressfreier wird, haben sich meine Menschen eine riesen Alu-Box angeschafft. Also, mir gefällt sie sehr gut. Kofferraum auf, Türe auf, Bella rein, Türe zu, Kofferraum zu und dann nichts wie ab zu schönen gemeinsamen Abenteuern. Jetzt habe ich auch keine Angst mehr beim Fahren. Der nächste Ausflug ging wieder zu Malou. Dies Mal nur eine kleine Runde und dann…

 

Malou hat einen Wahnsinns-Garten mit einem kleinen Pool und wir haben richtig toll gespielt. Rauf und runter, hin und her. Dann in den Pool. Wir sind schon gute Freundinnen geworden und passen gut zueinander. Unter uns, Malou ist absolut keine Zicke, ich glaube ich auch nicht, oder?!

 

Wenn ich so die Zeilen lese, glaube ich, dass ich schon gaaaaaanz lange hier bin. Soviel erlebt, aber trotzdem auch Zeit zum Schlafen und zum Entspannen. Meine Menschen sagen, ich brauche das. Ist etwas Wahres dran. In der Vergangenheit fehlte mir das, aber wie bereits zu Anfang geschrieben, DIE Vergangenheit ist vorbei.

 

Was wird die Zukunft bringen?

 

Heute waren wir bei meinen neuen Großeltern. ;o)

Die wohnen in einem sehr schönen Haus mit einem riesengroßen Garten und Rasen, Rasen, Rasen… Nicole sagte anschließend, dass ich wieder meine „dollen fünf Minuten“ hatte. Bedeutet ich tobe mich aus, da bleibt kein Auge trocken. Alle aus dem Weg, ich komme!!!

 

Solltet ihr mich mal besuchen, tut euch selbst einen Gefallen. Kommt nicht, wenn hier Schützenfest ist. Da ziehen alle so komische Uniformen an, haben Holzgewehre und machen einen LÄRM. Also das Gebell im Shelter ist nichts dagegen. Dann böllern die Verkleideten mit Kanonen, dass die Gläser im Schrank wackeln. Meine Familie sagt, dass auch viel Alkohol getrunken wird. Gönnen wir es den Menschen die Spaß daran haben, aber bitte denkt bei dem Krach auch mal an die Alten, Kranken und die Tiere…

 

Wir schreiben den 9. Juli 2019.

Ein Tag wie jeder andere, dachte ich.

Rüdiger und ich gingen aufs Feld am Morgen, die 20 Meter Leine im Gepäck.

Dann, als wir am Feld waren wurde meine Leine gelöst und ich war frei.

Ich war mir sicher, das ist ein Versehen, so lange kennen wir uns doch noch nicht. Brav blieb ich stehen. Dann bekam ich das Zeichen zu laufen. Leute, ich bin gelaufen, besser gesagt geflogen. Herrlich diese Freiheit.

 

Allerdings schaute ich immer wieder zu meinem Herrchen, ob dies noch so ok ist!

 

Er rief mich zurück und schnell wie der Wind kam ich. Toll gemacht, du bist ein tolles Mädchen, so schlau, Wahnsinn… Ich dachte, YES.

WIR sind ein tolles Team.

Zuhause angekommen wurde Nicole berichtet und was sage ich euch, seit diesem Morgen darf ich auf dem Feld immer ohne Leine laufen, LEBENSFREUDE pur. Danke.

 

Meine Menschen sagen, damit die Lebensfreude auch lange besteht, gehen wir regelmäßig zum Doktor. Der Doktor ist auch ein Mädchen und heißt Melanie. Sie ist sehr nett und hat mich komplett untersucht. Alles ok Bella hat sie gesagt nach einer intensiven Untersuchung, nur deine beiden hinteren Kniegelenke haben Arthrose. Was ist das habe ich gefragt? Eine Erkrankung in deinen Gelenken. Wir geben dir eine leckere Tablette und in einigen Wochen machen wir eine Bild (Röntgen) davon und schauen dann weiter. Bis dahin nur nicht so lange toben und rennen, mach mal eine Pause zwischendurch.  

Gut, versprochen Melanie, wird gemacht, bin ja ein braves Mädchen.

 

Die Moral von der Geschichte, zuhause gab es getrocknetes Rindfleisch als Belohnung, weil ich so lieb war. Gerne wieder, Tierarzt, nein. Rindfleisch ;o)

 

Ich hoffe meine ersten Geschichten haben euch gefallen, es geht demnächst weiter, soviel sei nur verraten, ich bekomme eine vierbeinige Mitbewohnerin… 

 

              ...Ferien mit Biene

 

 

Mitte Juli 2019 waren meine Familie und ich vorerst zum letzten Mal, wie ich gelauscht habe, mit Malou spazieren. Es war wieder ein sehr schöner Sommerabend und die Strecke ging über Felder und durch den Wald.

 

Wald liebe ich besonders, da riecht es nochmal ganz anders. Riecht ihr Menschen das auch?

 

Der Grund war wohl, dass eine Fellnase für drei Wochen zu Besuch kommt und nicht mehr soweit laufen kann. 

 

Sie heißt Biene und ist schon über „hundert Jahre“ alt. Na, da ich mal gespannt.

 

Samstagnachmittag war es dann soweit. Vor unserem Tor hielt ein Wagen und eine Frau und ein Mann stiegen aus. Ich hörte aus dem Wagen schon freudiges Gebell. Das musste sie sein!? Ich war sooooo gespannt!

 

Der nette Mann hob die alte Tante Biene (ist wohl ihr Spitzname) aus dem Kofferraum und da war sie. Ich habe bereits vorher erfahren, dass sie leider nichts mehr hört und noch ganz wenig sehen kann. Egal, jetzt war sie für einen kurzen Besuch da und es ging direkt aufs Feld.

 

Ich habe direkt gemerkt, dass Biene nur langsam gehen kann und sie bekommt auch schlecht Luft, aber für ihr Alter von 15 Hundejahren ist sie noch recht fit. Also habe ich mich vorbildlich benommen und sie nicht zum Toben aufgefordert, erst mal ankommen lassen, dachte ich.

 

Dann waren wir noch gemeinsam Zuhause und die Menschen haben Wein getrunken und wurden immer lustiger. Für Biene und mich gab es getrocknetes Rindfleisch zum Knabbern. Dann endete der Tag und Biene fuhr nochmal in ihr Zuhause, aber schon in zwei Tagen würden wir uns wiedersehen. 

 

Am nächsten Tag, es war ein Sonntag, war gefühlt das ganze Dorf hier zu Besuch. Die Tische wurden schön gedeckt, es roch nach allerlei Leckereien und meine Menschen waren sehr beschäftigt.

Die Namen der Gäste konnte ich mir nicht merken, aber ich war dabei und wurde von jedem gestreichelt und verwöhnt. Alle wollten mehr über mich wissen, ich kam mir wie eine Prominente vor. Das mag ich!

 

Wenn es mir zu viel wurde ging ich in mein Körbchen, was ich heiß und innig liebe, und schlief einfach eine Runde. Aber die vielen streichelnden Hände waren schon zu verlockend für mich. Also, rein ins Leben, her mit euren Händen.

 

Apropos Leben. An diesem Tag lernte ich Mika kennen. Ein Hundemädchen, wie ich, die auch auf der Straße gelebt hat. Wir trafen uns auf dem Feld. Unsere Menschen haben ja Vertrauen in uns und wir durften ohne Leine richtig toben, spielen kann man das nicht nennen. Es war soooooo schön. Mal jagte ich Mika, mal lief sie hinter mir her, dann wurde sich gewälzt und Scheinattacken gelaufen, ich komme direkt ins Schwärmen. Wir haben uns direkt wieder verabredet, ich mag sie gerne. Schön, dass es dich gibt, kleine Mika.

 

Am Montag den 15. Juli war es dann soweit. Der nette Mann hielt mit seinem schicken Auto vor unserem Tor und… -kein freudiges Bellen war zu hören. War er alleine gekommen? Was war da los?

 

Neugierig und aufgeregt lief ich hin und her. Warum reden die Menschen nur immer so viel, dachte ich bei mir? Ich muss doch nun endlich wissen ob Bienchen dabei ist. Der Kofferraum öffnete sich nach gefühlt unendlicher langer Zeit und sie wurde von ihrem Fahrer rausgehoben und kam auf mich zugelaufen.

 

Wir beschnüffelten uns und dann fand unser Gast recht schnell seinen Platz unter dem Tisch. Das schien ihr gut zugefallen, denn die nächsten Tage und Wochen war sie meist dort anzufinden. Ältere Damen halt, etwas Besonderes ;o)

 

Während der Zeit, in der Biene zu Besuch war, gingen wir manchmal zusammen spazieren, manchmal alleine. Ich laufe und tobe ja gerne und Biene ist mit ihren 15 Hundejahren eher die Ruhige und genießt die Natur.

 

Eines haben wir allerdings gemeinsam!

 

Wir schlafen sehr gerne. Biene hatte eine riesengroße Decke und darauf ihre gemütliche kleine Kuscheldecke. Ich liege in meinem Körbchen und wenn es ruhiger im Haus wird, hört man unser Schnarchen bis in die erste Etage. Wie herrlich so ein gemütliches Nickerchen. Dies scheint unabhängig vom Alter zu sein.

 

Während Biene zu Besuch war lernte ich apportieren, wow. Was für ein Wort. Dabei ist es nichts als ein Säckchen voller Leckerlies, es wird geschmissen, ich hole es zurück und darf etwas daraus essen. Warum in aller Welt darf ich nicht direkt fressen und muss erst laufen? Die Menschen sind schon seltsam.

 

Auch Biene hatte keine Antwort darauf, als ich sie fragte. Habe ich auch früher gemacht, aber nun ist es mir zu anstrengend, aber, mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht sagte sie, ich spiele gerne Ball. Nicht mehr so viel wie früher, aber einige Minuten schaffe ich noch. Das macht Spaß Bella, musst du mal probieren.

 

Apropos probieren. Es war Sonntag, da arbeiten die meisten Menschen nicht, fuhren wir Richtung der Oma. Sie wohnt ja an einem riesigen Fluss, er heißt Rhein. Dort durfte ich dann in einen kleinen See springen und ausgiebig toben. Leute, Leute, ich sage euch, das war cool. Schaut euch mal die Bilder an, ich kann es noch immer nicht fassen, wieviel Spaß Hund im Wasser hat. Es waren auch noch andere Vierbeiner dort, da war was los!

 

Leider gingen die Temperaturen sehr hoch, ich hörte meinen Menschen etwas von 40 Grad sagen. Die Abkühlung war schnell Geschichte und auch mir war es zu warm.

Die arme Biene kam kaum gegen die Hitze an. Natürlich hatte sie, auf Grund ihrer Hundelebenserfahrung, immer kühle Ecken am Haus und bewegte sich wenig. So lernt man von erfahrenen Hunden.

 

Wo Licht ist, bzw. Sonne, sind auch die Unwetter nicht weit. Mir macht das nichts aus, obwohl schön ist anders, oder!? Aber Bienchen spürte es wohl, hören kann sie ja fast nichts. Sie war aufgeregt und hatte sogar Angst. Alle meine Bemühungen und die meiner lieben Menschen, halfen kaum. Also machten wir die Nacht zum Tag und nach vier Uhr am Morgen war der Spuk vorbei. Endlich schlafen waren meine letzten Gedanken, bevor ich ins Land der Träume verschwand.

 

Was war denn das?

 

Meine Ohren taten so weh, ein seltsames Gefühl. Es juckte und auch mein Auge war angeschwollen. Am nächsten Morgen merkten meine Menschen mein verändertes Verhalten. Das war nicht schön, ich wollte doch toben und Ballspielen mit Biene. Stattdessen rein in den Kofferraum und mit Vollgas zum Doc.

 

Details erspare ich euch ;o)

 

Ergebnis, eine Woche, zweimal am Tag, Gel in die Ohren und keine Wasserspiele im Moment. Schade, wäre echt nett gewesen bei den Temperaturen. Besonders schade, denn mein liebes Frauchen hatte zwei Wassermuscheln für Biene und mich mitgebracht. Die wurden dann am nächsten Tag wieder zurückgebracht. So blieb nur ein wenig Ballspielen übrig. Nach ein paar Tagen war alles wieder vorbei und ich tobe weiter.

 

Wie schnell die Zeit vergeht!

 

Montag haben Biene und ich noch zusammen in der Einfahrt gespielt. Am Abend kamen dann ihre Menschen und Biene fuhr nach drei Wochen wieder in ihr Zuhause.

 

Sie hat mir noch verraten, dass sie nach all den Jahren, es waren ca. sieben, gerne wieder hier zu Besuch war. Besonders hat ihr gefallen, dass sie draußen unter „ihrem“ Tisch so lange liegen durfte, wie sie wollte. Auch die meisten Hundebegegnungen fand sie toll. Neue Gerüche und Gras unter den Füßen, was will Hund mit 15 mehr?!

 

Klar. Schmackhafte Köstlichkeiten gab es auch noch. Biene hatte eine ganze Tasche mitgebracht und auch meine Menschen hatten gut vorgesorgt.

 

Aber wir waren doch aus sooooooooooo brav, oder!?

 

      ...wie die Zeit vergeht!

 

Heute habe ich mal wieder mein Tagebuch gelesen und ich glaube es in an der Zeit wieder ein Lebenszeichen, oder sollte ich besser sagen Genuss-Zeichen, von mir zu geben.

 

Habt ihr Lust?

 

Dann macht es euch gemütlich, wir starten sofort durch.

 

Ich beginne allerdings nicht im Herbst und Winter 2019, dazu kommen wir später. Jetzt ist Frühjahr 2020 und die Welt hat sich verändert. Die Menschenwelt - und ein wenig auch die Hundewelt. Bereits am Anfang des Jahres 2020 sprachen meine Menschen über eine Krankheit, die sich in verschiedenen Ländern sehr rasch ausbreitete. Ich glaube sie wird Corona genannt.

 

Viele Leute sind daran erkrankt und einige haben es nicht überlebt. Auch hier in meiner Umgebung war - und ist es so. Das macht mich und meine Menschen ganz traurig.

 

Spaziergänge mit Freunden und deren Vierbeinern dürfen derzeit nicht mehr stattfinden. Immer schön Abstand halten höre ich meine Menschen sagen, aber für uns Fellnasen trifft dies nicht zu. Wir schnüffeln und spielen gemeinsam, welch ein Glück.

 

Tagsüber bin ich nun nur noch selten allein. Mein Herrchen arbeitet den ganzen Tag von Zuhause, aber meine Ruhe finde ich trotzdem. Ich liege bequem auf meiner Couch oder in meinem Körbchen, angeblich schnarche ich, aber das ist bestimmt wieder nur so ein Scherz.

Papa, du machst immer Scherze…!

 

Wir unternehmen viele Spaziergänge über die Felder, ich liebe es durch hohes Gras zu laufen, oder in einem kleinen Bach, hier ganz in der Nähe, zu baden. Das Wetter ist sehr sonnig und schön, bereits den ganzen April.

 

Manchmal fahren wir auch an den Rhein. Dort treffen sich immer spielwillige Kumpels und die Post geht ab. Meine Oma, wie berichtet, wohnt ja auch dort. Sie hat einen wunderschönen Garten mit einem großartigen Rasen. Da liege ich immer und döse, oder spiele ausgelassen wie ein junger Hund. Ich habe noch viel nachzuholen aus vergangenen Jahren, welch ein Glück, dass ich die Möglichkeit dazu habe.

 

Meine andere Oma, die im Altenheim wohnte, ist im Oktober 2019 verzogen. Sie lebt jetzt im Himmel bei Benny und Chucha und den anderen Menschen, aber wir haben sie immer besucht, bis zu ihrem Umzug. Rüdiger nahm immer leckere Sachen mit und die Oma hat mich dann gefüttert und mich gestreichelt.

 

Das schöne war, auch die anderen alten Leute waren sooooo lieb zu mir. Viele kannten schon meinen Namen und freuten sich, wenn sie mich gesehen haben.

Nach dem Umzug von Oma besuchte ich manchmal einen alten Freund von Rüdiger, der lebt auch in einem Altenheim, aber durch dieses blöde Virus dürfen wir derzeit dort nicht hin. Er ist ganz traurig, aber ich höre oft, dass mein Mensch mit ihm telefoniert.

 

Wir ALLE müssen wohl noch einige Zeit Geduld haben, bis eine gewisse Normalität zurück ist, sagt meine Familie!

 

Nun aber zurück zum Anfang, vergessen wir für einen Moment dieses Corona-Ding.

 

Spätsommer 2019.

 

Zweimal habe ich mich selbst mit Leckereien versorgt. Der Mülleimer, so heißt das Ding, hat so lecker gerochen, dass ich dachte, dort wäre mein Essen versteckt.

 

Schnell umgeschmissen, den Inhalt auf den Boden verteilt und dann lecker gegessen.

 

Meine Familie fand es allerdings nicht lustig den ganzen Dreck wegzumachen. ;o(

Fazit.

Die Türe zur Küche wurde zugemacht, wenn ich allein war.

 

Keine Panik liebe Leser, ich habe es ja mittlerweile verstanden. Hund braucht auch schon mal etwas Zeit. Wochen später war die Türe wieder auf und mein Essen bekomme ich in einem weißen Napf hingestellt. Wie eigentlich vorher auch. Aber dieser Eimer für den Abfall ist nun Luft für mich. Eine Dame weiß sich doch zu benehmen, oder!?

 

Apropos BENEHMEN. ;o)

 

Mein ehemaliges Leben auf der Straße und im Shelter unterscheidet sich von meinem jetzigen Leben schon ungemein. Hier ist mein Tagesablauf durch meine Menschen strukturiert und ich gehöre zur Familie. Regelmäßiges Essen, Spaziergänge, ein schönes Körbchen, viele Streicheleinheiten usw.

 

Dies und vieles mehr lernte und lerne ich kennen, gemeinsam mit meiner Familie.

 

Dazu gehören auch Besuche in Geschäften.

 

Geschäfte sind für mich klasse.

 

Wir fahren mit dem Auto dorthin, ich liebe Autofahren, dort angekommen werde ich „angeschnallt“, wie mein Mensch immer sagt (er meint angeleint, aber ich lasse ihm die Freude) …und rein ins Vergnügen.

 

Meine liebe Nicole, ich bin ja angeblich ein „Mama-Mädchen“ arbeitet in einem riesengroßen Baumarkt. Dort gibt es Gerüche von denen habt ihr noch nie eine Nase genommen und ganz viele tolle Menschen. Alle haben das gleiche an und sehen aus wie mein Frauchen, vielleicht eine Sekte oder so?!

 

Sie rufen mich und streicheln ohne Ende, wenn sie mich zu fassen bekommen. Aber besonders freue ich mich dann, wenn ich mein liebes Frauchen sehe. Manchmal bekomme ich ein Stück Banane oder ein Äpfelchen. Herrlich.

 

Dann geht’s aber ans Lernen.

 

Ich gehe bei Fuß den Gang rauf und den Gang runter, lerne Treppen und unterschiedliche Bodenbeläge kennen, Einkaufswagen, viele fremde Menschen und Flatterband. Das ist gemein und ich habe echt Panik davor. Langsam wird es besser, aber es dauert halt seine Zeit bis ich mich daran gewöhne und weiß, dass es mir nichts tut.

 

Auch fahre ich manchmal mit meinem Herrchen in sein Büro. Dort fahren wir mit dem Auto in den Keller, kein Scherz, wir fahren. Der ist so groß, dass dort ganz viele Autos reinpassen. Dann geht es in einen Metallraum mit Spiegeln. Zuerst war ich erstaunt dort ein Schäfermädchen zu sehen, dass genau so hübsch ist wie ich. Aber ich rieche nichts und sie antwortet auch nicht. Wenn ich sie berühren möchte stoße ich mir den Kopf. Blöder Hund dachte ich, aber mein Mensch sagte es sei ein Spiegel und das wäre ICH.

Verstehe ich nicht, aber egal?!

 

Irgendwann geht die Türe auf und wir sind fast an den Wolken. Fünfte Etage, alles aussteigen!

 

Es ist dort sehr ruhig und auf dem Boden ist ganz weicher Teppichboden. Dort fühle ich mich wohl und auch dort sind nur streichelnde Hände.

 

Der liebe Kollege Dirk hat sogar Hundeessen in seiner Schublade. Was die Menschen so alles essen!? Hundefutter! Er gibt mir etwas davon und es schmeckt wirklich sehr gut. Brav sage ich DANKE.

 

Manchmal laufe ich auch allein auf der Etage herum und schaue mal, wer da so arbeitet und Zeit für mich hat. Die Etagentüre ist zu und der Metallraum ist dahinter, also keine Gefahr. So lerne ich Schritt für Schritt mein neues Leben kennen.

 

Zuhause kann ich in der Wohnung sein, oder ich gehe nach draußen und treibe dort mein Unwesen. Besonders liebe ich den Paketboten anzubellen. „Der arme Kerl“ sagen meine Menschen dann immer, „der bringt doch so schöne Sachen und du maulst ihn an.“

 

Einer muss dran glauben denke ich, bin doch ein Schäfertier und sooooo böse.

 

Die meisten Besucher und Spaziergänger kennen mich bereits nach fast einem Jahr in meinem neuen Zuhause, bleiben stehen, reden mit mir und einige trauen sich auch, dass böse Schäfermädchen zu streicheln. ;o)

 

Bereits vor einigen Monaten lernte wir dann Arne und seine Familie im Elsbachtal kennen. Dort ist es sehr schön, ein Paradies für Hunde und Menschen. Egal zu welcher Tageszeit du dort unterwegs bist, man trifft immer viele Vierbeiner. Da kann Hund noch Hund im Rudel sein. Ich laufe zu jeder Fellnase und stelle mich vor, viele finden es gut und wir machen Party, einige wenige sind wohl schlecht gelaunt und maulen mich an.

 

Da habt ihr Pech gehabt, spiele ich eben mit anderen Kollegen - und weg bin ich!

 

Nun zu Arne.

 

Der Typ ist gerade mal ein Jahr und wiegt bereits 60 kg, kein Scherz!

Mit seinen geschätzten 80 cm Körpergröße ist er doppelt so groß wie ich.

Da bin ich verglichen ein echter Zwerg.

 

Wenn wir uns sehen ist bereits die Begrüßung sehr wild, obwohl er ein ganz lieber Kerl ist. Dann geht es blitzschnell über die Felder. Sofern er mich bekommt reicht ein kleiner Ellbogen-Check und ich verliere die Kontrolle und überschlage mich.

Mein Vorteil ist, dass ich wendiger und schneller in der Startphase bin.

Außerdem zeige ich dann meine Zähne, wenn er zu aufdringlich wird, wie Teenies halt so sind. Dann zwicke ich ihn am Hals oder in sein süßes Öhrchen.

 

Der Riese lacht nur und wir toben weiter, also schnell zu meinen Menschen und Hilfe holen. Ihn zu treffen macht so viel Spaß und ich bin froh einen so starken Freund zu haben.

 

Demnächst berichte ich von meinen Urlauben in Nord-Hessen und im Sommer geht’s ab an die Ostsee. Meine Menschen haben mir von diesem Meer erzählt, Wasser soweit das Auge reicht… na mal abwarten ob das nicht wieder so ein Scherz ist.

 

 

Bleibt ALLE schön gesund und munter, bis bald…