Was macht eurer Meinung nach das Wesen eines Hundes aus?

 

Meiner Meinung nach spielen viele Faktoren eine Rolle die das Wesen eines Hundes prägen. Zum einen kommt da der genetische bzw. rassetypische Faktor (was ein Hund von seinen Eltern vererbt bekommt). Dazu gehören für mich z.B. der Jagdtrieb (Setter), ist er ein bewegungsfreundlicher Hund (Husky), ist er ein Schnüffler (Beagle) etc.

 

Ein Welpe orientiert sich sehr an seinen Eltern, weil er sich von ihnen vieles abguckt. Der andere Teil, der das Wesen eines Hundes ausmacht ist die Prägung. Hiermit meine ich, was ein Hund in seiner Prägephase lernt (entweder vom Züchter oder von seiner folgenden Familie, je nachdem, wo er in der Zeit von der 7-13 Woche lebt). Zeige ich meinem Welpen in der Zeit eine Menge (z.B. Straßenverkehr, andere fremde Hunde, Wasser, Staubsauger, Lärm) und er macht mit diesen Dingen keine negativen Erfahrungen wird er bei solchen Dingen immer ruhig und gelassen bleiben.

 

Unser Pflegehund "Biene" z.B. lief immer weg, wenn wir einen Staubsauger oder ein Bügeleisen in die Hand nahmen. Sie kannte es einfach nicht. Auch ist eine Eingewöhnungsphase, wo der Welpe alles darf, total verkehrt.

 

Anmerkung Ralf: „Stimmt, jeder Tag ohne Erziehung ist ein verlorener Tag!!!!!“

 

Wenn er dann groß ist und es nicht mehr darf, versteht er es nicht. Den dritten Teil den ich denke, der das Wesen eines Hundes ausmacht, ist die Erfahrung, die ein Hund gemacht hat. Wenn ich z.B. einen hundefreundlichen Hund habe und dieser von einem aggressiven Hund gebissen wurde, kann es passieren, dass mein Hund selber aggressiv gegenüber anderen Hunden wird, bzw. zunächst einmal vielleicht eher zurückhaltender.

 

Dies macht die Erfahrung. Auch Dinge die ich meinem Hund vorenthalte z.B. weil ich ihn nur in einem Zwinger halte können ihn wenn ich ihn dann damit konfrontiere verunsichern und vielleicht sogar zu aggressivem oder ängstlichen Handeln veranlassen. Ich denke aber der größte Beeinflusser des Wesens des Hundes ist der Mensch. Viele Menschen kaufen sich Hunde des Aussehens wegen und nicht des Wesens wegen und wundern sich dann, warum später Wesenszüge aufgezeigt werden, die man gar nicht haben wollte.

 

Den größten Fehler den die Besitzer dann machen ist auf Biegen und Brechen dem Hund das „genetische Wesen“ abzugewöhnen. Dies kann meiner Meinung nach nur daneben gehen.

                      …unser liebster „Gast-Hund“ Biene

Dominanz

 

Ein heutzutage inflationär gehandelter Begriff, um das Wesen eines Hundes zu beschreiben, ist das Wort Dominanz. Was, glaubet ihr, steckt hinter dem Begriff und wie würden ihr ihn erklären wollen?

 

Erklärung „Dominanz“ = natürliche Autorität (Durchsetzungsfähigkeit, anführen wollen, Selbstbewusstsein, Stärke)

 

Ich finde, dass der Begriff „Dominanz“ in Zusammenhang mit Hunden oft verwechselt wird mit „Aggressivität“. Auch sind viele Hundebesitzer in dem Irrglauben, dass ein dominanter Hund schwerer zu erziehen ist. Viele Leute denken, dass Hunde die Zähne fletschend, knurrend, bellend, an der Leine ziehend Theater machen dominant sind.

 

Dominanz hat für mich nichts mit dem Gekläffe, ziehen oder Theater machen an der Leine zu tun. Dies sind eher Hunde, die ängstlich, unsicher und gestresst sind. Ich denke, es sind eher die souveränen Hunde die dominant sind. Also Hunde, die sich ihrem „TUN“ und „HANDELN“ sicher sind ohne viel Aufwand.

 

Ihr Erscheinungsbild zeigt anderen Hunden schon, dass sie dominant sind. Sie lassen den Dingen ihren Lauf, machen kein Theater und zeigen in dem ihren passenden Moment, dass sie dominant sind durch verschiedene Gesten (Kopf auf den Rücken des anderen legen, sich groß machen, aufmerksam sein, gelassen sein, unerschrocken). Ich denke, ein dominanter Hund, hat auch immer einen souveränen Besitzer. Wäre der Besitzer eher ängstlich müsste der Hund jedes Mal versuchen, seinen Besitzer zu beschützen und hätte nur Stress. Somit hätte er gar nicht die Zeit, sich auf seine „Dominanz“ zu konzentrieren. Ich denke aber auch, dass man Dominanz nicht anerziehen kann. Entweder ein Hund hat die Veranlagung oder er hat sie nicht.

 

Ich glaube, durch die Art vieler Besitzer ihren Hund zu „vermenschlichen“ haben Hunde gar nicht mehr die Möglichkeit wirklich Hund zu sein (zu toben, ihre Rangfolge festzulegen oder sich einfach mal zu fetzen). Diese Angst die viele Besitzer haben vor den Folgen mancher Rangeleien, halten sie davon ab, ihre Hunde mit anderen spielen zu lassen. Durch das immer an die Leine legen und wegziehen wenn ein Hund kommt signalisiert man doch eher dem anderen „oh Gefahr, pass auf“.

 

Durch solch falsches Verhalten wird ein Hund eher zum zähnefletschenden Kläffer aber nie zu einem Hund den manche Menschen fälschlicherweise „dominant“ bezeichnen.

Hierarchien

Eine klare Hierarchie ist deshalb wichtig um dem Hund zu zeigen, wo er sich in der häuslichen Rangfolge befindet (nämlich ganz unten).

Das gibt dem Hund auch die Sicherheit, die er braucht. In einem Wolfsrudel gibt es auch einen Leitwolf der das Sagen hat, und die anderen Wölfe richten nach dem, was das Leittier angibt. Sie würden niemals eigenmächtig handeln.

 

Dadurch dass ich in unserem Hause das „Leittier“ bin, gibt es auch mir die Sicherheit, ruhig und entspannt mit meinem Hund nach draußen zu gehen. Er muss sich keinen Stress machen, denn ich bin diejenige, die den Ton angibt und Entscheidungen trifft.

 

Chucha soll sich überhaupt nicht mit „beschützen“ oder „aufpassen“ beschäftigen. Auch bin ich diejenige, die als erstes zur klingelnden Haustüre geht, ohne dass ich vorher darauf aufmerksam gemacht wurde. Bei unserer Chucha ist es so, dass wenn es klingelt, sie auf ihrer Decke liegen bleibt aber hin und wieder guckt, was ich mache. Auch bellen tut sie nicht.

 

Wenn wir unseren Besuch hineinlassen, bleibt sie noch immer liegen, auch wenn unser Besuch ins Wohnzimmer kommt. Erst wenn wir sie rufen (und das zwei Mal) steht sie auf und begrüßt unseren Besuch. Natürlich versucht sie hin und wieder auf stur zu stellen (tut man im Alter schon mal).

 

Wenn wir frühstücken versucht sie sich zu uns an den Frühstückstisch zu legen. Wenn ich sie auf ihre Decke schicke, hat sie auf der Hälfte des Weges (fünf Schritte) schon wieder „vergessen“ was sie sollte und legt sich auf den Teppich. Ermahne ich sie nochmals geht sie auf ihre Decke. Aufforderungen die von ihr kommen (zum Schmusen oder betteln beim Essen) ignoriere ich total.

 

Zum Spazieren gehen bin ich die Erste, die durch die Haustüre geht. Manchmal ist sie so unterwürfig, dass ich es schon schöner finden würde, wenn sie es weniger zeigen würde. Vielleicht bekommen wir dies noch wenig „ausgebessert“.

 

Als wir sie im Oktober 2012 bekamen war es gar nicht möglich, ihr ein Halsband anzuziehen. Sie warf sich auf den Rücken und blieb liege. Füße abputzen ging auch nicht, sie lag ja drauf. Als ich sie bei meinem ersten Besuch beim Bäcker draußen anband, kniff sie den Schwanz ein und wartete.

 

Heute setzt sie sich vor den Bäcker und wartet. Die Füße hebt sie bereits selbstständig, wenn ich mit dem Tuch komme.

 

Wichtig für mich ist es, dass meine Tochter Lena mit ihren 12 Jahren in der Hierarchie über Chucha steht, damit es da nicht zu Missverständnissen kommt.

 

Chucha ist – in meinen Augen – kein Hund, die unbedingt an erster Stelle in der Rangfolge stehen möchte. Sie fügt sich gerne und passt sich gerne an.