Kampfhunde <> Listenhunde <> Anlagehunde

...die vier Muske(l)tiere
...die vier Muske(l)tiere

…die Modells >>>von links nach rechts<<<

Tamaro (Standard Bullterrier)

Timmy (Bullmastiff Staff)

Mirco (Pitbull)

Chucha (Schäferhund-Collie Mix)

...die vier Muske(l)tiere oder "meine letzte Aufgabe"

"Suchen Sie einen Besitzer, der sog. gefährliche Rassen hat und unterhalten Sie sich mit ihm über seinen Hund und schildern Sie diese Begegnung."

 

 

Diese Aufgabe stellte schon eine besondere Herausforderung an mich.

 

Wir kannten nicht einen in unserem Umfeld, der einen Listenhund hat.

 

Aber mir fiel noch das SOKA Run e. V. Treffen ein, das wir letztes Jahr in Düsseldorf besucht hatten. Also schnell eine Anfrage hin und noch am selben Tag bekam ich Antwort. http://www.soka-run.de/

 

Am nächsten Tag mit Bea telefoniert und uns für eine Woche später in Recklinghausen im Wald verabredet. Sie wollte noch ein paar andere Listenhunderassen mitbringen. Im Vorfeld wurde ich schon „gewarnt“, dass das Spiel etwas grobmotorischer ausfallen würde.

 

Was sollte mir als Besitzerin einer Diva das sagen? (Anmerkung der Redaktion: Chucha ist keine Diva, du machst sie dazu ;o)

 

Auch ich war, wie viele andere Menschen ziemlich voreingenommen. Kannte ich diese Hunde doch nur aus negativen Schlagzeilen. Erzählen konnte man mir natürlich sehr viel aber ich bin jemand, der gerne selber seine Erfahrungen macht.

 

Ich war sehr aufgeregt. In meinen Vorstellungen spielte es sich wie folgt ab. Püppchen Chucha steht irgendwo und wird von einer Horde wilder kleiner vorpubertierender Jungs angerempelt. Soweit meine Vorstellung.

 

Aber ich wurde echt eines besseren belehrt.

 

Wir trafen auf die Truppe die sich wie folgt zusammensetzte: Bea und ihr Staff Timmy, Katja und Christoph mit Standard Bullterrier Tamaro und Andy mit Pitbull Mirco … und wir natürlich.

 

Normalerweise kenne ich es so, dass wenn man sich trifft und die Hunde an der Leine sich begegnen, dass es innerhalb von ein paar Sekunden Geziehe und Gebelle gibt.

 

War nicht so, kurzes schnüffeln, Schwanz wedeln und los geht’s. Ein paar Schritte weiter waren wir im Wald und alles bis auf den Bullterrier wurde los gemacht. Ich hätte echt nie gedacht, dass diese Hunde so schnell sein können. Wahnsinn.

 

Vielleicht war ich auch nur schon zu gewöhnt an unsere langsamen und gemütlichen Spaziergänge. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, es läuft eine ganze Horde mit. War aber nicht so, es waren nur zwei. Kam uns jemand entgegen wurden die Hunde zurück gerufen oder an Ort und Stelle „abgelegt“.

 

Klasse, das wurde gemacht ohne, dass man es ein zweites Mal wiederholen musste. Kein Mucks kein Augenklimpern. Wenn ich zu Chucha sitz sage, sucht sie sich erst einen schönen Platz zum Sitzen. Ich konnte natürlich zu unserer Chucha gravierende Unterschiede feststellen.

 

Chucha ist immer sehr damit beschäftigt, ihr „Rudel“ (Hütehund Veranlagung) zusammenzuhalten (wir gingen recht weit auseinander). Mirco und Timmy taten dies nicht. Sie liefen aber auch nie so weit, dass man nicht wusste wo sie waren. Auch liefen sie nicht querfeldein und waren weg. Ein kurzes durch die Menge wuseln und wie gaben wieder Gas. Ich fand, sie hatten ein absolut fröhliches Wesen und hoch sozialisiert und ich war beeindruckt über die Dinge, mit denen sich die beiden so beschäftigen konnten.

 

Sei es eine dicke, fette Wurzel die ausgegraben wurde oder ein Loch an einem Hang, das einfach erweitert wurde. Um mit mehreren darin zu buddeln, war es zu klein aber es war wie abgesprochen, jeder kam einmal dran, ohne bellen knurren oder Streit.

 

Ach ja Streit. Kennt Ihr das wenn sich Hunde an der Leine begegnen, riesen Knurren, Zähne zeigen und Theater machen. So in etwa ist das Spielen untereinander. Es wird gerempelt, Körperkontakt gesucht und angestochert und das natürlich lautstark.

 

Aber da wurde ich ja schon vorgewarnt. So ist wohl die Art zu spielen. Ich glaube, dass ist auch der Grund, weshalb viele Hundebesitzer Angst um ihren Hund haben, wenn sie auf einen Anlagehund treffen. Beschämenderweise muss ich mich dazuzählen, ich hatte schon ganz schön Angst vor der Art ihres Spiels. Für mich sah alles „ernst“ aus.

 

Mirco war wie ein Wirbelwind, ein absolutes Powerpaket. Ich hatte oft das Gefühl, dass er vor lauter Übermut und Freude, alles um sich herum ausblendete. Auch wir, die wir ihm im Weg standen. Kam er auf einen zugestürmt hätte man sicher sein können, dass er einen umrennt, wenn man ihn nicht vorher durch zureden auf sich aufmerksam machte. Er forderte Chucha zu einem Spielchen heraus, was sie auch annahm.

 

Chucha als Hütehund begnügt sich mit einem Hin- und Herhüpfen, aber doch kein Pitbull. Wenn er spielen will, dann heißt es auch spielen und nicht hüpfen. Schnell merkte Chucha, dass sie da nicht mithalten konnte und stellte sich nur noch hin und zeigte Zähne (wusste gar nicht, dass sie solche Zähne hat).

 

Jetzt kam wieder der besorgte Hundehalter in mir durch. Schnell wurde mir aber erklärt, dass dies nicht bösartig ist, was Chucha macht, sondern dass sie nur zeigt, dass sie nicht mehr will. So war dem auch. Als wäre nichts gewesen liefen beide weiter und das Spiel war aus. Ich glaube, Chucha war dem restlichen Tag nicht mehr zum Spielen zumute. Sie zeigte nur noch kurz ihre schönen Zähne und hatte den Rest des Spaziergangs ihre Ruhe.

 

Ach ja Zähne. Die haben die“ Listis“ natürlich auch. Ich hatte Leckerchen dabei. Hundekekse. Tamaro der süße Bullterrier nahm nicht nur den Keks sondern alles, was mit dran hing. Selber schuld, macht man auch nicht so einen Keks geben (als Reiter sollte ich das wissen wie man den Tieren etwas Leckeres gibt).

 

Die anderen beiden nahmen ganz brav den Keks und happ weg war er.

 

Und Chucha?

 

Teilte erst mal den Keks und kaute dann jede Hälfte brav fünf Mal durch. Bis dahin hatte ich auch noch keinen von den dreien gestreichelt, warum weiß ich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich grundsätzlich keine fremden Hunde streichle. Bei Tamaro konnte ich nicht anders. Er hat sich fest an mich gedrückt, dass ich nicht anders konnte. Anders, als ich es gelernt hatte, beugte ich mich über ihn und krabbelte ihn ausgiebig. Er genoss es richtig und man hatte das Gefühl, als würde er einen anlachen.

 

Wir kamen im Wald an eine Stelle die recht matschig war. Timmy und Mirco liefen ohne Probleme durch den Dreck. Tamaro wollte nicht und er ging bis zu einem Punkt und dann war Schluss. Nur durch gutes Zureden bewegte er sich weiter.

 

Fast am Schluss kamen wir an einer Grube an, in deren Wand Löcher waren. In einem Affenzahn wurde die Grube runter gerannt und gegraben als wäre ein Schatz versteckt. Timmy grub eine fette Wurzel aus. Sein Schatz. Ich habe noch nie Hunde gesehen, die sich so über Kleinigkeiten freuen können. Und sei es nur eine Sandgrube. Bälle, Quietschtiere alles Spielzeug was Geld kostet kann man sich echt schenken, diese Hunde sind mit Dinge die herumliegen oder vergraben sind mindestens genau so zufrieden wenn nicht noch glücklicher.

 

Am Ende unserer Reise saßen wir noch einige Zeit draußen unterm Heizstrahler beim Kuchen. Mirco saß neben mir. Er hatte ganz anderes Fell als unsere Chucha ganz kurz und eng anliegend und der arme Kerl zitterte weil ihm kalt war. Tamaro der Bullterrier saß schon im Auto. Er hatte während des ganzen Spaziergangs ein Mäntelchen an. Ich dachte immer das wäre eine menschliche Marotte dem Hund einen Mantel anzuziehen weil ihm kalt sein könnte. Aber es war wirklich so, er fror.

 

Obwohl wir draußen saßen wo viele Hunde und Menschen vorbei kamen stand keiner unserer Hunde auf, knurrte oder bellte. Nichts. Ich muss sagen, ich war dankbar für diesen tollen Spaziergang und ich bedanken mich auch noch einmal ganz herzlich bei Bea, Andy, Katja und Christoph, die mir diese Begegnung ermöglicht haben. Wäre diese Begegnung nicht gewesen, hätte sich meine Einstellung zu diesen Hunden wahrscheinlich nicht geändert.

 

Sie wären immer diese „speziellen Hunde“ geblieben.

 

Ich glaube, wenn sich mehr Menschen mit diesen Hunden beschäftigen würden oder mit diesen Hunden in Berührung kommen würden, würden auch diese Menschen ihre Einstellung ändern und ihre Vorurteile ablegen. So wie ich. Wir hatten noch eine ganze Weile zusammen gesessen und erzählt. Ich war schwer beeindruckt, an was für Regeln und Auflagen man sich halten muss, wenn man einen Anlagehund hat. Ich konnte mir fast alles gar nicht merken, aber man muss ja schon als Halter solcher Knutschkugeln vor jedem Spaziergang oder Ausflug eine ganze Liste abarbeiten, ob man alles dabei hat oder beachtet hat.

 

 

 

Mirco und Timmy haben beide eine schreckliche Vergangenheit. Timmy wurde als Welpe über Jahre in einem dunklen Keller gehalten, wurde verbrannt und sollte ausgebildet werden zum Kampfhund. Er ließ sich nicht brechen und wurde entsorgt und kam über Umwege zu Bea. Mirco kam aus dem Ausland. Seine Ohren wurden abgeschnitten. Es wäre diesen Hunden doch überhaupt nicht zu verdenken, wenn sie Menschen gegenüber aggressiv reagieren würden. Aber das tun sie überhaupt gar nicht. Sie sind so freundlich, ließen sich von mir als Fremde streicheln.

 

Ich glaube, wenn ich einen von den dreien im meinem Hof liegen hätte, käme niemand mehr auf mein Grundstück ohne vorher zu fragen. Würde ich ja auch nicht tun. Aber was macht diese Hunde so anders als Chucha? Nichts außer dem Aussehen. Dies war auch gestern nach dem Spaziergang so. Als wir draußen saßen kam eine polnische Familie mit einem Kind. Mutter und Tochter fragten ob sie Chucha streicheln dürfen, bei den anderen fragten sie nicht. Hätten sie vorher gesehen wie Chucha ihre Zähne gezeigt hatte um zu sagen „so mein Freund, bis hierhin und nicht weiter“, hätte die Frau auch uns sicherlich nicht gefragt.

 

Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen zu fragen, ob ich einen Staff, Bullterrier oder Pitbull mal streicheln darf. Bea erzählte mir, dass sie aber immer öfter gefragt wird, ob man ihren Timmy streicheln darf. Sogar Menschen die Hunden gegenüber skeptisch sind, hätten sie schon gefragt. Vielleicht ist ja doch eine Änderung in den Köpfen der Bevölkerung zugange. Schön wäre es.

 

Auch sehr positiv werden die SOKA Treffen angenommen. Bei dem anschließenden Run bekommen die SOKAS immer mehr positives Feedback von Zuschauern die sich den Run ansehen. So muss Aufklärung sein, dann bewirkt sie auch etwas. Man muss im Nachhinein davon sprechen, dann weiß man, dass sie erfolgreich war.

 

Aber eines haben wir Hundehalter doch alle gemeinsam. Sind wir einmal mit einer Hunderasse „infiziert“ bleiben wir ihr treu. Bea liebt ihre Knutschkugel genauso wie wir unsere Prinzessin Chucha. Und so muss es sein.

 

 

Kampfhunde <> Listenhunde <> Anlagehunde

 

Ist ein Kampfhund noch das was er mal war? Eigentlich wird der Hund als Kampfhund bezeichnet, der an Kämpfen teilnimmt. Es sind keine Kämpfe gegen einander sondern Kämpfe gegen Bullen und Ratten. Auch ist mit einem Kampfhund keine spezielle Rasse gemeint sondern ein Einsatzgebiet. So war es in der Vergangenheit. Leider wurden später bestimmt Hunderassen bevorzugt gezüchtet für den Hundekampf. Diese Hundekämpfe sind zwar verboten, finden aber hinter verschlossenen Türen statt. Dort kämpfen Hunde gegeneinander. Warum verursacht der Begriff Kampfhund einem heute so Unbehagen? Heute wird der Ausdruck Kampfhund in Zusammenhang gebracht mit Hundeangriffen auf Menschen und andere Hunde. Aus diesem Grunde wurde die Rassenliste und die Hundegesetze eingeführt wo bestimmt Hunde wiederzufinden sind.

Viele deutsche Bundesländer führten eine Rasseliste ein. In diese Liste kamen nur Hunde, die als gefährlich galten oder wo eine Gefährlichkeit vermutet wurde. Einige Bundesländer rundeten diese Liste etwas ab. Sie bildeten zwei Gruppen der „gefährlichen Hunderassen“. Zurzeit ist folgende Bestimmung:

5 Bundesländer haben eine abgestufte Rasseliste (Stufe 1 und 2)

8 Bundesländer habe keine abgestufte Rasseliste

Die restlichen Bundesländer haben sich gegen eine Rasseliste entschieden.

Die Auflagen der Besitzer können u.a. sein: Leinenzwang, Maulkorbpflicht, Chippflicht, Versicherungspflicht, Genehmigungspflicht, Gebot der Unfruchtbarmachung, Pflicht zur sicheren Umzäunung, Pflicht zur Sachkundeprüfung und Haltungsverbot.

Es besteht aber die Möglichkeit einen Wesenstest mit seinem Hund zu machen (in einigen Bundesländern wird sie anerkannt). Hier muss der Hund einige Prüfungen bestehen.

Als Landesgesetz oder Landesverordnung werden rechtskräftige Regelungen über die Haltung von Haushunden bezeichnet. Hier werden u.a. Einschränkungen für Listenhunde auferlegt. Nach Überprüfung kann ein Leinen- und Maulkorbzwang aufgehoben werden (teilweise auch Zuchtverbote). Ein Einfuhrverbot für bestimmte Rassen gilt aber dennoch.

Durch Nachweis einer Ungefährlichkeit eines Listenhundes kann vermieden werden, dass er als gefährlicher Hund eingeordnet wird. Aber auch Nicht-Listenhunde die aggressiv sind können als gefährlicher Hund eingestuft werden.

Das Hundegesetz schreibt auch vor, wo Hunde sich ohne Leine bewegen können und wo sie angeleint werden müssen, ob eine Chippflicht besteht oder ob man für seinen Hund eine Haftpflichtversicherung haben muss oder nicht.

Die Rassenliste

Niedersachsen und Thüringen haben keine Rasseliste. Andere Bundesländer bezeichnen bestimmte Rassen oder Mischlinge aus den Rassen als gefährlich. Bayern benutzt sogar den Begriff Kampfhund.

In einigen Bundesländern herrscht sogar Einfuhrverbot. D.h. das in diese Bundeland die jeweilige Rasse nicht eingeführt werden darf.

Diese Kampfhundeliste ist aber individuell. Was in dem einen Bundesland gefährlich oder verboten ist, muss es in dem anderen schon nicht mehr sein. Es herrscht keine Einigkeit. Bayern ist das Land, mit der umfangreichsten Liste. Sie führt sogar einen Eintrag mehr auf. In Bayern fallen auch Kettenhunde in diese Liste. Diese Hunde sind tagsüber an der Leine und bewachen abends unangeleint Grundstücke. Darunter fallen Tiere mit einer Schulterhöhe über 45 cm und einem Gewicht über 30 kg, alles andere spielt keine Rolle (z.B. Erscheinungsbild).

Was sind die Folgen?

Will ich mit meinem „Listenhund“ in ein anders Bundesland reisen, muss ich bestimmte Vorkehrungen treffen wie z.B. Maulkorb besorgen oder Wesenstest machen.

Die Befürworter der Liste

In allen Bundesländern mit Liste vertritt man die Meinung, dass durch die Auflistung bestimmter Rassen diese Hunde kontrollierbarer sind und die Sicherheit erhöht ist. Der Deutsche Kinderschutzbund und auch der Verein Deutsche Kinderhilfe direkt sind ebenfalls Befürworter der Liste. Sie vertreten die Meinung, dass diese Hunde eine erhöhte Beißkraft haben und eine fehlende Bisslösung.

Wo es Befürworter der Liste gibt, gibt es auch Gegner. Eine ganze Vielzahl von Institutionen ist gegen diese Liste und ist der Meinung, dass diese nicht zweckdienlich ist.

Was wird dem Hund vorgeworfen? Viele werfen dem Hund eine besonders hohe Beißkraft vor, ohne dass es einen Nachweis für die Behauptung gibt. Bedeutet hohe Beißkraft auch hohe Aggressivität?

Es wurde auch nachgewiesen, dass ein Maulkorbzwang sich negativ auf die arttypische Kommunikation auswirkt. Kontakte können nicht mehr richtig durchgeführt werden oder nur noch eingeschränkt. Das gleiche gilt für den Leinenzwang der die Bewegungsmöglichkeit stark einschränkt. Die führt bei vielen Hunden zur Frustration und mangelnder Auslastung. Dies macht sie aggressiv. Aber noch ein entscheidender Punkt kommt beim Maulkorb hinzu. Der Hund der einen Maulkorb trägt wird immer intensiver beobachtet, als einer, der keinen trägt. Er wirkt bedrohlich.

In einer Studie kann nachgelesen werden, wie viele Menschen durch Hunde ums Leben kommen. Hier muss es sich nicht zwingend um Bisse handeln sondern auch ein Umwerfen durch einen Hund zählt darunter. Die Zahlen sind allerdings schon einige Jahre alt. Festzustellen ist jedoch, dass die Zahl der Vorfälle in den Jahren von 1979 bis 2007 sehr gering ist.

Wer war für diese Beißvorfälle verantwortlich? Nun auf den ersten drei Plätzen war kein Listenhund zu finden. Stattdessen aber Schäferhunde und Dobermänner – die nicht auf der Liste zu finden sind. Auch ist ein Golden Retriever vor Listenhunden der Rasse 2 zu finden. Trotzdem steht auch dieser nicht auf der Liste.

Am 3. Juli 2002 erklärte Niedersachsen die im Jahre 2000 aufgestellte Liste für nichtig. Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass diese Hunde gefährlicher wären als andere. Ein bloßer Verdacht auf Gefährlichkeit wäre kein Grund. Die SPD versuchte später, dieses Gesetzt wieder einzuführen, scheiterte aber, da sich von 20 Experten ganze 19 dagegen aussprachen diese Liste noch einmal einzuführen. Nach dem Regierungswechsel 2003 verschwand diese Liste endgültig vom Plan.

Klartext!!!

Ich habe mich gerade dabei erwischt, dass ich mir die Frage gestellt habe, ob es wirklich sein muss, dass man sich über so etwas überhaupt Gedanken machen muss. Ich denke, es gibt genug Themen über die sich unsere Regierung Gedanken muss, aber über so etwas?!

 

Wir reden hier über Hunde – nicht über Wesen die man besonders beobachten muss oder besondere „Schutzmaßnahmen“ treffen muss. Wer macht sie zu dem, was sie sind?

 

Ganz klar die Medien.

Sind sie es nicht, die darauf warten, dass wieder ein Vorfall passiert und man sagen kann „sag ich doch Kampfhund“. Aber jetzt mal ganz ehrlich so sieht die Wahrheit aus:

 

Die Todesfallstatistik von 1968 bis 2005 sieht folgendermaßen aus: Es wird von insgesamt 58 Toten berichtet, darunter

 

• 27 Todesfälle durch Schäferhunde,

• 9 durch Rottweiler,

• 6 durch Doggen,

• 4 durch (Nicht-Kampfhund-)Mischlinge,

• 4 durch Pitbulls,

• 2 durch American Staffordshire,

• 2 durch Staffordshire,

• 1 durch (u.a.) Bullterriermixe,

• 1 durch einen Dobermann,

• 1 durch einen Windhund

• und jeweils einer durch einige andere (Nicht-Kampfhund-) Rassen.

 

Von den 58 hier aufgeführten Todesfällen wurden 9, also ca. 15,5%, durch „Kampfhunde“ im engeren Sinne verursacht. Mindestens 25 Opfer waren Kinder unter 12 Jahre. Und mindestens 12 waren über 70 Jahre.

 

Warum schafft es dann nicht auch der deutsche Schäferhund auf diese Liste? (wir besitzen einen Schäferhund-Collie Mix)

 

Ich denke, es liegt daran, dass er nicht den augenscheinlichen Eindruck erweckt, als könnte er gefährlich sein. Auch Pitbull Staff & Co. sind nicht gefährlich aber sie sehen eben gefährlich aus. Der Maulkorb den sie zum Teil tragen müssen, tut dann noch sein Übriges dazu. Ich finde es mutig und großartig zugleich, dass sich viele Freunde dieser Knutschkugeln doch nicht von den ganzen Auflagen abschrecken lassen, durch die immens hohen Kosten wie z.B. Hundesteuer und nicht zuletzt durch die Vorurteile. Warum muss ein Listenhundebesitzer den sechsfachen Steuersatz zahlen von dem, was ein „normaler Hund“ zahlen muss?

 

Macht er irgendetwas anderes als ein „nicht Listenhund“? Warum darf ich in manchen Bundesländern gar nicht erst einen Listenhund haben oder adoptieren? Inwieweit gilt der Spruch noch „gleiches Recht für alle“? Hört er bei Listenhunden auf? Warum gibt man ihnen Auflagen ohne Ende und versucht ihnen das Leben schwer zu machen. Es ist doch nicht die Rasse an sich die böse ist.

 

Sicherlich gibt es auch schwarze Schafe unter ihnen aber die gibt es bei Rehpinschern und Retrievern auch. Warum entscheidet man nicht individuell und betrachtet jedes Tier einzeln wenn es zu einem Vorfall kam. Viel Bürokratie könnte vermieden werden. Aber das macht man nicht, denn dann würde eine große Einnahmequelle für die Städte und Gemeinden verloren gehen. Ein großes Lob an das Land Niedersachsen.

 

Sie haben nicht nur die Liste abgeschafft, nein sie haben auch den Hundeführerschein für jeden eingeführt. Das finde ich, ist der richtige Weg. Wie viele Menschen kaufen sich einen Hund – egal welcher Rasse – und kennen sich überhaupt gar nicht mit dessen Bedürfnissen aus. Erziehen falsch oder gar nicht und wundern sich dann wenn es zu Vorfällen kommt. Ich glaube, dadurch dass der Ruf des Listenhundes eh schon schlecht ist, ist er für bestimmte Menschen recht interessant (Türvorsteher, Zuhälter etc.).

 

Ich glaube, diese Menschen tragen zum Großteil dazu bei, dass es eine solche Liste gibt. Dass es Menschen gibt, die diese Knutschkugeln wegen ihres lieben und kuscheligen Wesens mögen, kann man sich nur schwer vorstellen. Ich finde, die Liste gehört abgeschafft und diese Hunde haben das gleiche Recht auf Laufen ohne Leine und ohne Maulkorb, Leben in einem Bundesland ihrer Wahl und gleiche steuerliche und haltungsbedingte Auflagen. Früher gab es keine Liste und die Vorfälle waren genauso schwindend gering wie heute mit Liste.

 

In Amerika und England werden sie sogar als Therapiehund eingesetzt.

 

Vielleicht sollten einige Politiker auch einmal eine „Kampfhund-Therapie“ mitmachen.